Bürgerinitiative Pro Fuchs Deutschland e.V.®  
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... denn er fühlt wie Du den Schmerz

 

Der DJV (Deutscher Jagdverband) behauptet, aufgrund der Ausmerzung der Tollwut bei Füchsen, gäbe es eine "Explosion der Fuchsbestände".

Wir sagen - es werden Tatsachen verdreht, wenn es um Tradition und die Vorliebe zur Fuchsjagd geht! 


Hier ist der Artikel des DJV und der Artikel zum sogenannten "Wild Monitoring":

https://www.jagdverband.de/content/auf-der-jagd-gegen-die-tollwut

 https://www.jagdverband.de/sites/default/files/WILD-Bericht%202015_2.0.pdf


Und hier kommen unsere Argumente gegen diese Behauptung des DJV:

  • Wie viele Füchse gibt es denn heute genau in Deutschland? Wie viele Füchse gab es genau vor ca. 40 Jahren? Wie wurden diese Zahlen ermittelt?
  • Es soll heute 3mal bis 10mal so viele Füchse geben wie vor 40 Jahren. Die eigenen Streckenzahlen des DJV widersprechen dem. z.B. wurden 1996/ 1997 561.000 Füchse getötet. 2005/ 2006 wurden 604.000 Füchse getötet. 2016/ 2017 wurden 435.000 Füchse getötet.......  (Quelle: https://www.jagdverband.de/jagdstatistik)
  •  Wie im Dokument angegeben, basiert dieses Wild-Monitoring bei Füchsen auf der Erfassung der Geheckzahlen (das sind die Welpen im Fuchsbau) in einigen Revieren. Laut Kartierung wurde von den Revieren, in denen eine Erfassung durchgeführt wurde, vielleicht die Hälfte des Landes abgedeckt und selbst die dort ermittelten Zahlen sind Lückenhaft. Die Ermittlung der Geheckzahlen ist an sich zudem fehlerbehaftet: Da Füchse mehrere Baue anlegen und nutzen, lässt sich von der Zahl der (scheinbar) befahrenen Baue nicht sicher auf die Geheckzahl schließen. Eine Fähe gräbt oder pflegt in Vorbereitung auf die Welpenzeit 3-5 verschiedene Baue. Es gibt außerdem kleinere Tunnel (also keine vollwertigen Baue), die als Notunterschlupf dienen können. Ebenfalls können Abwasserrohre notfalls genutzt werden. Ebenso bekannt sind Wohngemeinschaften mit anderen Tieren, z. B. mit Dachsen, wenn der Bau ausreichend Eingänge und Kammern für alle Bewohner bietet.
    Auch ein Stadtfuchs hat mindestens 3 Baue, oft auch mehr. 
    Informationen zur Baunutzung beispielsweise in Maria Schnaitl/Dr. Sylvia Stürzer (2009): Rotfuchs und Dachs – Raumnutzungsverhalten und Habitatwahl; Wissenschaftliche Reihe Heft 18, auf Seite 30. Ein männlicher Fuchs hatte demnach 34 Baue in seinem Streifgebiet und nutzte davon 11 (und zusätzlich 14 Unterschlupfe). Bei vier beobachteten Fähen wurden von den 4-8 im jeweiligen Streifgebiet vorhandenen Bauen 3-7 Baue genutzt. 
  • Mehrfachzählungen – und damit eine Überschätzung des Bestands – sind mit der Methode des DJV Tatsache! Naturgemäß schwanken die Besatzdichten regional und selbst lokal je nach den Gegebenheiten im Revier stark und aus den vage ermittelten Geheckzahlen wurde zudem unter der pauschalen Annahme eines Geschlechterverhältnisses und einer “angenommenen Welpenzahl“ eine Besatzdichte geschätztFuchsdichten können je nach Jahreszeit und Biotopkapazität stark schwanken. In Bristol (Stadtgebiet) lagen die Fuchsdichten zwischen 2,0 (Winter 1995) und 64,3 (Frühling 1993) Füchsen pro Quadratkilometer (Quelle: Philip J. Baker/Stephen Harris: Red foxes – The behavioural ecology of red foxes in urban Bristol; veröffentlicht in: D. W. Macdonald/C. Sillero-Zubiri: Biology and Conservation of Wild Canids).
    Objektiv betrachtet wird man zustimmen müssen, dass man unter wissenschaftlichen Maßstäben bei dieser Art des Monitorings bestenfalls nur von einer groben Bestandsschätzung sprechen kann. Über die Bestandszahlen von vor 40 Jahren,  sagt diese Quelle absolut nichts aus.
  • Unseres Wissens gibt es keine konkreten, wissenschaftlich belegbaren Zahlen zur Fuchspopulation – nicht von heute und schon gar nicht von vor 40 Jahren.
  • Objektiv betrachtet muss man ehrlicherweise grundsätzlich feststellen, dass der Fuchsbestand nicht etwa heute unnatürlich hoch ist, sondern allenfalls zur Zeit des Seuchenzuges der Tollwut in Verbindung mit der damals besonders intensiven Bejagung unnatürlich niedrig war.
  • Will man in diesem Artikel (zusammenlegen von 2 Arten der Tollwut) offenbar durch die Blumen suggerieren, die Fledermaustollwut könne irgendwann zur Tollwut bei Füchsen führen?  Das ist dann eine fälschliche Darstellung, und das Suchen nach Gründen und Rechtfertigungen für die Öffentlichkeit, den Fuchs unsinnigerweise töten zu können.
  • Stellen wir das mit der Fledermaustollwut mal richtig: Noch nie wurde bei uns irgendwann bei einem Fuchs die Fledermaustollwut nachgewiesen. 
    Die Fledermaustollwut ist eine eigenständige Erkrankung, die von der Fuchstollwut oder „klassischen Tollwut" abzugrenzen ist und durch die Europäischen Fledermaustollwutviren 1 und 2 (EBLV-1 und -2) hervorgerufen wird. 2009 kam ein neues, bis dato unbekanntes Virus dazu, welches aus einer Fransenfledermaus aus der Region Hannover isoliert und nach dem Fundort Bokeloh bat Lyssavirus (BBLV) genannt wurde http://wwwnc.cdc.gov/eid/article/17/8/11-0201_article). 
    Andere Tiere und auch der Mensch sind zwar für die Fledermaustollwutviren empfänglich, Erkrankungen des Menschen und anderer Tiere an Fledermaustollwut sind jedoch äußerst seltene Einzelereignisse. Bislang wurde es nur fünfmal in Europa bei Säugetieren nachgewiesen, davon einmal in Deutschland im Gewebe eines Marders (2001). Ansonsten spielt sich das Krankheitsgeschehen in der Fledermauspopulation ab. Tollwutkranke Fledermäuse liegen zumeist am Boden, wo sie leicht von Katzen und Hunden erbeutet werden können, die sie aber oft nicht fressen. Sie verhalten sich aggressiv, zeigen Schluckbeschwerden und werden meist, bedingt durch Lähmungserscheinungen, flugunfähig. 2014 waren von 21 in Niedersachsen untersuchten Fledermäusen zwei Tiere Tollwut-positiv.  https://www.fledermausschutz.de/biologie/fledermaustollwut/


UND:

  1. Prof. Dr. Reichholf (Wildbiologe) äußert sich in einer Mail bezüglich der Fuchspopulation: "Nach Beendigung der Fuchsbaubegasung (Versuch der Tollwutausrottung durch Jäger) hatte der Fuchsbestand in Deutschland kräftig zugenommen, war aber dann schon in den 1990er Jahren wieder auf ein mittleres Niveau zurück gegangen, auf dem er "dank" starker Bejagung gehalten wird und häufiger ist als er das ohne Bejagung sein würde. Das geht aus den Jagdstatistiken der Bundesländer klar hervor und kontrastiert zu den stabilen Fuchsbeständen in Großstädten."
  2. Die Abschussstatistiken lassen darauf schließen, dass das langfristige Populationswachstum nicht durch die Jagd, sondern durch andere Faktoren limitiert wird. Bestätigt wird diese Ansicht durch Negretti (2015), Jäger und Forstingenieur (Dipl.-Ing. Universität Freiburg-im-Breisgau), sowie Experte in der Wildbiologie, in einem Artikel in der Zeitschrift „Fëscher, Jeeër an Hondsfrënn, Nummer 2/2015, Seiten 21-23“:

„... Die Abschusszahlen zeigen allerdings, dass die Bejagungsintensität der Füchse in Luxemburg nicht ausreichend ist um eine Regulierung der Population zu bewirken, sprich die Gesamtpopulation der Rotfüchse wird nicht durch die Jagd bestimmt, sondern von anderen Regulationsmechanismen. In der Tat, wie alle Prädatoren, haben Füchse durch ihre Lebensweise Regulationsmechanismen aufgebaut die verhindern, dass die Population sich unendlich vergrößert. Füchse leben in relativ fest definierten Territorien (Fuchsreviere), welche in der Größe so gewählt sind, dass sie auch in schwierigen Zeiten genügend Nahrungsressourcen bieten. Falls alle potentiellen Fuchsreviere besetzt sind, bilden Füchse Familienbanden aus. Hier lebt ein männlicher Fuchsrüde mit mehreren weiblichen Füchsen (bis zu 5 Fähen) im gleichen Gebiet. Allerdings wird nur eine Fähe die Fuchswelpen werfen, die anderen, die Beta-Fähen, welches entweder Geschwister der Alpha-Fähe oder Füchse von einem vorigen Wurf sind, helfen bei der Aufzucht. Man konnte auch feststellen, dass die Anzahl der Welpen bei hohen Fuchsdichten geringer wird. Circa ein halbes Jahr nach der Geburt müssen die männlichen Fuchswelpen, sowie, falls die Familienbanden vollbesetzt sind, auch die weiblichen Welpen, das heimische Revier verlassen und sich auf die Suche nach einem freien Fuchsrevier begeben. Dieses Dispersal ist die schwierigste und gefährlichste Zeit in einem Fuchsleben. Der Großteil der Jungfüchse wird sie nicht überleben, vieler der unerfahrenen Füchse fallen dem Straßenverkehr zum Opfer, finden keine freien Reviere und verenden durch Stress, Nahrungsmangel und Krankheiten oder, zumindest bis dato, werden durch Jäger erlegt. ... Die Befürchtungen ..., dass durch die Vollschonung des Fuchses, die Fuchspopulation sich jetzt verdoppeln oder gar verdreifachen wird, ist also durch das Reviersystem des Fuchses unbegründet. ...“



Tollwut.pdf (1.2MB)
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