Bürgerinitiative Pro Fuchs Deutschland e.V.®  
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... denn er fühlt wie Du den Schmerz

 

Welche Wildtierkrankheiten gibt es, an denen auch der Fuchs erkranken kann?

 

Tollwut - Rabies

Die Tollwut ist eine ansteckende, ohne sofortige Behandlung tödlich verlaufende Viruskrankheit, die durch Speichel oder Blut (in der Regel den Biß eines infizierten Tieres) übertragen wird. Als Symptome werden beim Menschen Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Atemkrämpfe, Wasserscheu, oft Wutanfälle beschrieben. Die Inkubationszeit beträgt 20 bis 60 Tage. Seit der Entwicklung einer wirksamen Impfung durch Louis Pasteur im Jahre 1885 (innerhalb einiger Stunden nach dem Biss ist auch eine Heilimpfung noch möglich) hat die Tollwut für Menschen und Haustiere in Europa ihren Schrecken allerdings weitestgehend verloren.

Weitaus mehr leiden Wildtiere unter der Tollwut, und darunter vor allem jene Arten, die besonders empfänglich für die Tollwut sind. Zu diesen Tieren gehören - neben anderen Fleischfressern - auch Füchse, die hierzulande früher als Hauptüberträger der Tollwut galten. Heutzutage sind große Teile Mitteleuropas jedodch vollständig frei von der sogenannten terrestrischen Tollwut, jener Tollwutform, die beim Fuchs und anderen Beutegreifern auftreten kann. Lediglich die Fledermaustollwut, die jedoch von einem anderen Virustyp verursacht wird als die terrestrische Tollwut und mit ihr epidemiologisch nicht in Verbindung steht, ist hierzulande noch vorzufinden.

Wir groß ist die Gefahr, an Tollwut zu erkranken?

Heutzutage ist die terrestrische Tollwut in Mitteleuropa ausgerottet; Deutschland wurde 2008 offiziell als tollwutfrei erklärt. 2006 wurde der letzte Tollwutfall aus Mainz gemeldet. Niedersachsen ist seit 1995 Tollwutfrei! Insofern besteht heutzutage in Mitteleuropa überhaupt kein Erkrankungsrisiko mehr.

Selbst in den 1980er Jahren, als die Tollwut in Deutschland noch großflächig grassierte, wurde die Wahrscheinlichkeit für einen Menschen, an Tollwut zu erkranken, mit eins zu 171.875.000 beziffert - selbst das Risiko, vom Blitz getroffen zu werden, war zwanzigmal höher.

Wie wurde die Tollwut bekämpft?

Insbesondere in den sechziger bis achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, mancherorts aber auch heute noch, versuchte man die Tollwut durch die rücksichtslos Verfolgung von Füchsen zu bekämpfen. Der Grundgedanke dabei war, die Fuchspopulation auf einen kleinen Teil ihrer ursprünglichen Dichte zu dezimieren. Dadurch, so die Theorie, wären Begegnungen zwischen Füchsen so selten und damit die Ansteckungswahrscheinlichkeit so gering geworden, dass die Tollwut letztendlich erloschen wäre.
Wie wir heute wissen, endete diese Form der Tollwutbekämpfung in einem Fiasko. Die Massenvernichtung erbrachte genau das Gegenteil. Sie förderte die Tollwutverbreitung, da die überlebenden Füchse erheblich mehr Nachwuchs hatten, in viel weiteren Entfernungen als üblich Reviere besetzten und so die Tollwut in bis dato tollwutfreie Gebiete einschleppten. Aus diesem Grund legte man Köder (zunächst Hühnerköpfe, später speziell angefertigte Leckerbissen für Füchse) aus, die mit einem Impfstoff gegen die Tollwut versehen sind. Nimmt der Fuchs einen solchen Köder auf, zerbeißt er dabei die Kapsel. Diese platzt und spritzt den Impfstoff in den Rachen des Fuchses. Durch den Einsatz dieser tierfreundlichen Impfköder konnte die Tollwut in weiten Bereichen Europas fast vollständig eliminiert werden.  

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Impfköder nicht flächendeckend und händisch allein durch Jäger ausgelegt wurden. Zwar behaupten Jäger das gerne und wollen sich damit profilieren. Die Handauslage durch Jäger hatte aus mehrerlei Gründen keinen Erfolg: Sie haben sie in zu vielen Fällen eben nicht verteilt, sondern entsorgt oder viel zu lange gelagert oder Fehler bei der Ausbringung begangen. Das endete also in einem Fiasko und hätte nicht flächendeckend die Tollwut bekämpft. Zudem war die Handauslage durch Jäger kostenintensiver als mit dem Flugzeug. Darum wurden die Impfköder großflächig und Deutschland weit durch Kleinflugzeuge abgeworfen. Ein Biologe, welcher auch dem Aktionsbündnis Fuchs mit Rat und Tat zur Seit steht, ist derjenige der den Abwurfautomaten für die Köderauslage erfunden hat, er ist Pilot und derjenige, der Deutschland über Jahre streifenweise abgeflogen hat und damit dafür gesorgt hat, dass Deutschland frei von terrestrischer Tollwut ist.

Hier ein Beispiel einer Pressestimme darüber von damals: 


Sollte man sich vor Tollwut schützen?

Ein besonderer Schutz ist in Europe nicht erforderlich. Lediglich für bestimmte Risikogruppen wie Tierärzte, die mit potentiell tollwutkranken Tieren (z.B. im Ausland) zu tun haben, bietet sich eine Schutzimpfung an.

Literatur:
Debbie, J. (1991): Rabies control of terrestrial wildlife by population reduction. In: Baer, G.M. (Ed.), The natural History of Rabies. CRC Press, Boca Raton.
Schneider, L.G. (1991): Einfluss der oralen Immunisierung auf die Epidemiologie der Tollwut. Fuchs-Symposium Koblenz. Schriften des Arbeitskreises Wildbiologie an der Justus-Liebig-Univ. Gießen, 20.

Behauptung der Jagdverbände: Nach der Tollwutimmunisierung sind die Fuchsbestände "explodiert". NEIN - das stimmt nicht!!! Von den Jagdverbänden wird viel publiziert, was nicht wissenschaftlich belegt ist.

 Die Fuchsbestände sind nach der Tollwutbekämpfung (und nach den Ausrottungsversuchen durch die Jägerschaft) nicht explodiert, sondern haben sich allenfalls auf ihr normales Niveau erholt. Die Bestandentwicklung in Deutschland ist dabei vergleichbar mit Gebieten, in denen es die Tollwutepidemie nie gegeben hat - wie z.B. in Großbritannien 

Die sogenannte „Fuchsstrecke" (von den Jägern getötete Füchse) stagniert seit rund 20 Jahren auf dem jetzigen Niveau. Offensichtlich scheint die Fuchspopulation derzeit ihre höchstmögliche Dichte zu haben, denn teilweise sind auch Rückgänge erkennbar. Von einem starken Anstieg der Fuchspopulation, oder gar einem "explodieren" der Fuchspopulation,  kann also keine Rede sein. Zudem weiß niemand wie hoch der Fuchsbesatz vor dem Auftreten der Wildtollwut Ende der 50er Jahre war. Auch in den letzten Kriegsjahren und den ersten Nachkriegsjahren, als die Jagd auf Füchse fast vollständig ruhte und außerdem kaum Füchse dem Straßenverkehr zum Opfer fielen, explodierten die Bestände nicht.


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Fuchsbandwurm -  Echinococcus multilocularis       

Der Kleine Fuchsbandwurm (Echninococcus multilocularis) ist ein Tierparasit, dessen Endwirt z.B. der Fuchs ist. Im Dünndarm des infizierten Fuchses können sich zahlreiche erwachsene Bandwürmer aufhalten, deren Eier mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Eier werden zunächst von einem Zwischenwirt - meist Nagetiere wie etwa Feldmäuse - aufgenommen; die Larve des Fuchsbandwurms gelangt dadurch in die Blutbahn des Zwischenwirts und schwächt diesen durch die sukzessive Zersetzung des Gewebes in Leber, Lunge oder auch Milz. Eine derart erkrankte Maus wird wiederum zur leichten Beute für Füchse und andere Beutegreifer, die dadurch mit dem Bandwurm infiziert werden KÖNNEN. Die Betonung liegt hier auf "kann". Bei weitem nicht jeder Fuchs hat den kleinen Fuchsbandwurm, nur weil er infizierte Mäuse frisst.
Für den Endwirt - z.B. den Fuchs - ist der Bandwurmbefall kaum schädlich; für den Zwischenwirt (meist Mäuse oder Ratten) verläuft er jedoch tödlich. Für den Menschen, der als Fehlzwischenwirt eine "Sackgasse" für den Bandwurm darstellt, sind die Infektionsfolgen ebenfalls gravierend und äußern sich im Krankheitsbild der alveolären Echinokokkose. Unbehandelt kann sie zur metastasenartigen Zerstörung lebenswichtiger Organe führen und nach zehn bis 15 Jahren mit dem Tod enden. Heutzutage kann die alveoläre Echninokokkose zwar erfolgreich behandelt werden; wird sie jedoch erst spät diagnostiziert, so muss der betroffene Patient lebenslang Medikamente einnehmen, um ein weiteres Wachstum der Bandwurmfinnen zu verhindern.
Da die alveoläre Echinokokkose eine extrem seltene Krankheit ist und zwischen Infektion und Diagnose meist viele Jahre liegen, ist der genaue Weg, auf dem Menschen sich mit dem Fuchsbandwurm infizieren, noch nicht endgültig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass erst eine wiederholte Aufnahme von Bandwurmeiern zu einer Infektion führt. 
Die alveoläre Echinokokkose ist übrigens nicht mit der deutlich häufigeren zystischen Echinokokkose zu verwechseln, die durch den dreigliedrigen Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) verursacht wird.

Wie groß ist die Gefahr, am Fuchsbandwurm zu erkranken?

Die Echinokokkose wurde mit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes am 1. Januar 2001 in Deutschland meldepflichtig; daher liegen seitdem akkurate Zahlen über die Anzahl an Infektionen vor. Das dafür zuständige Robert-Koch-Institut in Berlin veröffentlicht die ausgewerteten und bestätigten Meldungen in den jeweiligen infektionsepidemiologischen Jahrbüchern. Demnach infizierten sich 2015 bundesweit 36 Menschen an alveolärer Echinokokkose - davon in Niedersachsen 2 Personen (zu besseren Verständnis der Zahlenverhältnisse sei dazu angemerkt, das Niedersachsen 7,9 Millionen Einwohner hat). Das sind weniger, als durch Blitzschlag oder Jagdwaffen zu Schaden kommen. Am Hundebandwurm, über den man in der Presse wesentlich seltener liest, erkranken beispielsweise etwa dreimal so viele Menschen. Das Risiko, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, ist in Deutschland also äußerst gering; zudem können einfache Hygienemaßnahmen vor der Infektion schützen. 

Vergleichsweise werden jährlich mehr als 800 Jagdunfälle gemeldet, bei denen unbeteiligte Personen verletzt und zum Krüppel geschossen werden. Gut 40 Menschen werden jährlich von Jagdwaffen getötet.

Ein Großteil der Erkrankungen betrifft übrigens Angehörige von "Risikogruppen". Dazu gehören beispielsweise Jäger, die regelmäßig ohne Vorsichtsmaßnahmen (z.B. Mundschutz) getöteten Füchsen das Fell über die Ohren ziehen. Grundsätzlich waren in den meisten der erfassten Fälle Personen betroffen, die im weitesten Sinne im landwirtschaftlichen Sektor oder im Forst- bzw. Jagdbereich tätig waren. Man geht daher davon aus, dass erst eine Dauerexposition und nicht bereits die einmalige Aufnahme von Bandwurmeiern zur Erkrankung führt. Eine Übertragung auf den Menschen kann nur auf oralem Wege erfolgen. Das heißt, die Bandwurmeier müssen vom Menschen verschluckt werden. Dann ist eine Infektion möglich, aber keinesfalls gegeben. Zwei unabhängige Studien der Uni Ulm und Stuttgart haben belegt, dass selbst Risikopersonen (Waldarbeiter, Förster etc.) nicht am Echninokokkus erkranken, obwohl sie bereits Kontakt mit diesem Parasiten hatten. Die kontaminierten Personen entwickelten Antikörper gegen diese Eindringlinge und sind somit immun gegen diese Krankheit.

Für Otto Normalverbraucher besteht am ehesten noch durch direkten Kontakt mit mäusefressenden Heimtieren ein Infektionsrisiko. Da auch Hunde durch den Verzehr infizierter Mäuse zu Trägern von Fuchsbandwürmern werden können und die Bandwurmeier mit dem Kot ausscheiden, ist im Umgang mit ihnen Hygiene geboten. Hunde sollten zudem in Gegenden, in denen der Fuchsbandwurm verbreitet ist, regelmäßig entwurmt werden.
Der häufig zitierte Infektionsweg über den Verzehr mit Bandwurmeiern kontaminierter Beeren oder Früchte wird heute von vielen Experten dagegen grundsätzlich angezweifelt. Hinzu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Benetzung bodennah wachsender Beeren mit Fuchskot verschwindend gering ist - einerseits haben Füchse wenig Veranlassung dazu, gezielt auf Früchte zu koten, andererseits verfügen viele wildwachsende Beerensträucher über Stacheln, die ein solches Verhalten äußerst unbequem machen würden.

NEU! In einer brandneuen Studie aus Frankreich wurde 4 Jahre lang untersucht, ob die Jagd als Maßnahme gegen den Fuchsbandwurm (bzw. zum Schutz der Menschen vor einer Ansteckung) sinnvoll ist. Dafür wurde in einem knapp 700 Quadratkilometer großen Gebiet die Jagd auf Füchse deutlich intensiviert (1700 Stunden Nachtjagd aus Autos heraus!), was zu einem Anstieg der Jagdstrecke um 35% geführt hat. Dieses Gebiet wurde mit einem anderen Gebiet ohne intensivierte Jagd verglichen.

Das Ergebnis ist eindeutig:
1.: Die Fuchspopulation wurde durch die drastisch intensivierte Bejagung im Testgebiet NICHT verringert.
2.: Der Fuchsbandwurm breitete sich im intensiv bejagten Testgebiet aus anstatt bekämpft zu werden: Die Befallsrate stieg von 40% auf 55% deutlich an, während sie im Vergleichsgebiet im gleichen Zeitraum konstant blieb.
3.: Anstelle der offensichtlich nicht nur sinnlosen, sondern sogar kontraproduktiven Jagd, die laut Studie zudem sehr zeitintensiv, kostenintensiv und ökologisch sowie ethisch fragwürdig ist, wird im Bedarfsfall die Behandlung von Füchsen mit Entwurmungsködern empfohlen. Wie andere Studien (z. B. aus dem Landkreis Starnberg) eindrucksvoll gezeigt haben, können diese Entwurmungsköder die Befallsrate von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm effektiv auf nahezu Null Prozent senken.


Preventive Veterinary Medicine


 

Können Haustiere durch den Kontakt mit Füchsen zu Übertrager des Fuchsbandwurmes werden?

Die Übertragung des Fuchsbandwurms auf Füchse, aber auch Hunde und Katzen erfolgt ausschließlich durch das Fressen von infizierten Zwischenwirten, also Mäusen. Endwirte des Fuchsbandwurms (etwa Hunde) können sich an anderen Endwirten (Füchsen) nicht mit Stadien des Fuchsbandwurms infizieren, die in ihnen zu adulten Würmern heranwachsen können. Sie werden daher durch Fuchskontakt nicht zu Ausscheidern.
Grundsätzlich kann der Fuchsbandwurm aber auch als Parasit bei Hunden und (in deutlich geringerem Ausmaß) Katzen vorkommen - nämlich dann, wenn diese vom Fuchsbandwurm befallene Nagetiere fressen und sich dadurch infizieren. Hygiene im Umgang mit mäusefangenden Haustieren und eine regelmäßige Entwurmung ist daher in Gebieten, in denen der Fuchsbandwurm häufig ist, empfehlenswert.

Kann sich ein Pferd mit dem Fuchsbandwurm infizieren?

Theoretisch können Pferde ebenso wie der Mensch durch die Aufnahme von Bandwurmeiern zu Fehlzwischenwirten werden. Allerdings gehören Pferde zu den für die alveoläre Echinokokkose sehr wenig empfänglichen Tiere: Es gibt weltweit nur eine winzige Zahl nachgewiesener Fälle solcher Infektionen. Die Gefahr für Pferde ist also verschwindend gering. Wesentlich häufiger ist der Befall mit Finnen des Hundebandwurms.

Wie kann man sich vor Fuchsbandwurm schützen?

Zum Schutz vor der Infektion mit alveolärer Echinokokkose in Gegenden, in denen die Befallsrate von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm hoch ist, sollten einige einfache Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden:

  • Tot aufgefundene Füchse nur mit Gummihandschuhen anfassen.
  • Nach dem Pilzesammeln und der Gartenarbeit sollten die Hände gewaschen werden.
  • Beim Umgang mit Hunden und Katzen ist Hygiene der beste Infektionsschutz. Nach der Berührung des Fells in der Afterregion sollte man die Hände nicht ungewaschen zum Mund führen.
  • Zusätzlich können als weitere Vorsichtsmaßnahme frisch gepflückte Beeren, Waldfrüchte und Pilze vor dem Verzehr über 60 Grad erhitzt werden, um Fuchsbandwurmeier abzutöten (einfrieren genügt nicht).

Übrigens wird der Infektionsweg über ungewaschene Beeren und Pilze in Fachkreisen mittlerweile ernsthaft bezweifelt. Nach Angaben des Fuchsbandwurm-Experten Klaus Brehm von der Universität Würzburg sei bislang für keinen einzigen Echinokokkose-Patienten nachgewiesen, dass er sich auf diesem Wege angesteckt hat.
Bei stadtnah lebenden Füchsen, die dauerhaft in Gärten anzutreffen sind, kann darüber hinaus eine Behandlung der Füchse mit Praziquantel in Erwägung gezogen werden. Dabei handelt es sich um ein Mittel, mit dem wild lebende Füchse entwurmt werden können, und das mit Hilfe eine präparierten Köders verabreicht werden kann.

Was wird gegen den Fuchsbandwurm unternommen?

Vielerorts hat man versucht, die Befallsrate von Rotfüchsen mit dem Fuchsbandwurm durch verstärkte Fuchsjagd zu reduzieren. Bis heute gibt es aber keinen einzigen Fall, in dem diese Maßnahmen von Erfolg gekrönt waren - wenig verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, dass mit jagdlichen Mitteln in aller Regel gar keine Reduktion der Fuchsbestände zu erreichen ist.

Der einzig wirksame Möglichkeit, gegen den Fuchsbandwurm vorzugehen, besteht in Fraßködern, über die den Füchsen eine orale Wurmkur verabreicht werden kann. Bereits in den 1990er Jahren konnte in Studien im Raum Göppingen (Baden-Württemberg) die hohe Effektivität dieser Methode nachgewiesen werden; jüngere Untersuchungen unterstützen diese Ergebnisse. Von 2003 bis 2007 wurden beispielsweise im Landkreis Starnberg Entwurmungsköder ausgelegt. Waren 2003 noch 51% der Füchse mit dem Fuchsbandwurm infiziert, so sank diese Zahl im Jahr 2005 auf 42%, 2006 auf 12%, und im März 2007 betrug die Befallsrate sogar nur noch 0,8%. Allerdings ist angesichts der extrem geringen Infektionsraten beim Menschen und der vergleichsweise einfachen Schutzmaßnahmen fraglich, ob die Behörden selbst in Gebieten mit hohen Befallsraten bereit sind, die großflächige Entwurmung der Füchse zu finanzieren.
Aktuelle Forschungsergebnisse deuten übrigens darauf hin, dass intensive Fuchsbejagung die Ausbreitung des Fuchsbandwurms demgegenüber sogar beschleunigt: Fuchsjagd führt zu höheren Nachwuchsraten und damit zu einem größeren Anteil an Jungfüchsen, die für den Fuchsbandwurm besonders empfänglich sind. Sie tragen in ihrem Darmtrakt weitaus mehr adulte, also fortpflanzungsfähige Bandwürmer, und scheiden dadurch mehr Bandwurmeier aus. Das Infektionsrisiko steigt bei intensiver Fuchsbejagung infolgedessen also sogar an.

In Luxemburg zeigen sich nun die positiven Auswirkungen des Fuchsjagdverbotes!












Literatur:
Sréter, T., Széll, Z., Sréter-Lancz, Z., Varga, I. (2004): Echinococcus multilocularis in Northern Hungary. Emerging Infectious Diseases, 3.
Kern, P. et al. (2003): Human Alveolar Echinococcosis in Europe, 1982-2000. Emerging Infectious Diseases, 3. König, A., Romig, T. (2007): Bericht an die Gemeinden des Landkreises Starnberg sowie die Gemeinden Neuried und Planegg über das Projekt Kleiner Fuchsbandwurm im Bereich der Gemeinden im LK Starnberg sowie den Gemeinden Neuried und Planegg im LK München.Deplazes, P. et al. (2004): Wilderness in the city: The urbanization of Echinococcus multilocularis. Trends in Parasitology, 2.Hegglin, D., Ward, P.I., Deplazes, P. (2003): Anthelmintic baiting of foxes against urban contamination with Echinococcus multilocularis. Emerging Infectious Diseases, 10.Hofer, S., Gloor, S., Müller, U., Mathis, A., Hegglin, D., Deplazes, P. (2000): High prevalence of Echinococcus multilocularis in urban red foxes (Vulpes vulpes) and voles (Arvicola terrestris) in the city of Zürich, Switzerland. Parasitology, 120, 135-142



Räude - Scabies

Bei Scabies, die umgangssprachlich meist Räude genannt wird, handelt es sich um eine parasitäre Hauterkrankung, die Säugetiere und Vögel befallen kann. Unter wilddiebenden Tieren ist in Mitteleuropa vor allem der Fuchs betroffen. Verursacht wird die Räude von der Sarcoptesmilbe (Sarcoptes scabiei), deren Weibchen sich in die Oberhaut bohren und dort in Kanälen Kot und Eier ablegen. Infolgedessen entstehen heftig juckende Bläschen und Pusteln. Kratzt sich das befallene Tier, entstehen häufig Sekundärläsionen in Form von Kratzwunden; das Fell fällt aus und im Finalstadium sind einzelne Körperteile bisweilen völlig nackt. Unbehandelt führt die Krankheit bei Füchsen und anderen Hundeartigen oft zum Tode. Die Inkubationszeit beträgt etwas drei bis sechs Wochen.

Ist die Räude auf Haustiere übertragbar?

Scabies ist stark ansteckend; Hunde können sich beispielsweise durch körperlichen Kontakt mit befallenen Füchsen infizieren. Allerdings gibt es sehr effektive und zuverlässige Behandlungsformen, die die Parasiten bereits nach einmaliger Anwendung abtöten: Mittel der Wahl sind dabei die Wirkstoffe Ivermectin, Simparica und Selectamin, die entweder auf die Haut aufgetragen oder eingenommen werden können.

Ist die Räude auf den Menschen übertragbar?

Räudemilben können sich in menschlicher Haut nicht weiterentwickeln und sterben ab. Eine Infektion mit der Räude (beispielsweise durch Kontakt mit infizierten Haustieren) ist daher nicht möglich. Allerdings kann Sarcoptes scabiei den Menschen befallen und eine kurzzeitige Erkrankung mit Juckreiz und kleinen Papeln auslösen. Diese sogenannte Pseudokrätze heilt auch ohne Behandlung nach wenigen Tagen ab.

Wie verbreitet ist die Räude unter Füchsen?

Über den Verbreitungsgrad der Räude in Fuchspopulationen gibt es derzeit noch wenig verlässliche Daten. Lediglich in Bayern existiert seit einigen Jahren ein systematisches Räudemonitoring, im Rahmen dessen das Auftreten von Räude bei Füchsen erfasst wird. Wenn von manchen Jägern behauptet wird, die Räudefälle hätten in den letzten Jahren zugenommen, ist dies also zunächst einmal eine unbelegte Behauptung. Zwar wurden 2010 aus etwa der Hälfte der untersuchten bayerischen Landkreise Fälle von Fuchsräude berichtet, doch erlaubt dies natürlich keine Aussage über die Häufigkeit der Räude in diesen Landkreisen.
In Baden-Württemberg wurde die Verbreitung der Räude 2005 im Rahmen einer umfassenden Studie untersucht. Hier zeigte sich, dass von 2.481 untersuchten Füchsen nur etwa drei Prozent tatsächlich in Kontakt mit Räudemilben gekommen waren. Als Haut und Fell dieser etwa 80 Tiere genauer untersucht wurden, stellte sich heraus, dass nur vier von ihnen tatsächlich äußere Merkmale einer Räudeerkrankung aufwiesen. Hochgerechnet bedeutet dies, dass von 10.000 baden-württembergischen Füchsen etwa 300 räudepositiv waren und gerade einmal 15 von ihnen auch Symptome zeigten. Die Räude war hier also eine sehr seltene Erkrankung.
Auch in der Vergangenheit flackerte die Räude lokal immer wieder auf und erlosch dann von selbst wieder. Vor allem dort, wo die Räude besonders stark um sich gegriffen hat, scheinen die Füchse eine zunehmende Resistenz gegen Neuinfektionen zu entwickeln. Da die Jagd den eigentlich gegebenen Überlebensvorteil für räuderesistente Füchse jedoch zunichte macht (ein Jäger sieht einem Fuchs seine Räuderesistenz schließlich nicht an), dürfte das Töten von Füchsen auch in dieser Hinsicht kontraproduktiv sein.

Woran erkennt man eine Räudeinfektion bei Füchsen?

Die offenkundigsten Anzeichen sind häufiges und sehr intensives Kratzen sowie kahle Körperstellen, vornehmlich an Kopf, Hinterteil und Schwanz. Mit Räude infizierte Füchse verhalten sich überdies bisweilen untypisch - zielloses Umherwandern am Tag, begleitet von häufigem Kratzen und Bissen in das eigene Fell und vollständigem Ablegen jeglicher Menschenscheu sind Anzeichen für eine Infektion. Dazu kommen Abmagerung, Dehydrierung und Augenentzündungen.
Für fehlende Scheu bei Füchsen gibt es allerdings viele Ursachen - die meisten zutraulichen Tiere sind erfahrungsgemäßg vollständig gesund. Junge Füchse trauen sich bisweilen aus reiner Neugier sehr nah an Menschen heran, und gerade in Siedlungen und Städten sind Füchse menschliche Präsenz gewöhnt und haben den Menschen nicht als Feind kennengelernt. Zutraulichkeit allein ist also kein Anzeichen für eine Erkrankung.

Was kann man gegen die Fuchsräude unternehmen?

Während Haustiere leicht gegen Räude zu behandeln sind, gestaltet sich das bei Füchsen etwas schwieriger, da eine wiederholte Behandlung des betreffenden Tieres erforderlich ist. Allerdings werden immer wieder gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Ivermectin in Futterködern wie etwa hartgekochten Eiern gemacht (Eier haben den Vorteil, dass sie von Katzen in der Regel nicht angerührt werden). Die Behandlung mit Ivermectin setzt voraus, dass man einem Fuchs das Medikament über einen Zeitraum von wenigstens vier bis fünf Wochen regelmäßig verabreichen kann - in den ersten drei Wochen wird für einen erwachsenen Fuchs eine Dosis von 0,2ml alle drei Tage empfohlen, danach dieselbe Dosis alle fünf Tage. Ein detaillierter Ratgeber findet sich auf der englischsprachigen Website der Fox Wood Wildlife Rescue.

Da Ivermectin die Leber belastet, sollte es nicht bei laktierenden Fähen und Jungfüchsen eingesetzt werden. Verschiedentlich wird als Alternative zu Ivermectin bei Füchsen der Einsatz von Selamectin (Handelsname z.B. Stronghold) empfohlen, das auch von trächtigen bzw. säugenden Füchsinnen sowie von Jungtieren gut vertragen wird. Die zu verabreichende Menge richtet sich wie im Beipackzetteln angegeben nach dem geschätzten Gewicht des Fuchses. Als Köder bieten sich z.B. tote Eintagsküken an, denen das Präparat in den Hals gespritzt wird.
Ein Präparat in Tablettenform, das bereits bei einmaliger Anwendung zwölf Wochen wirkt, ist Bravecto (Wirkstoff: Fluralaner). Bravecto ist in Deutschland nur für die Behandlung von Flöhen und Zecken freigegeben, wirkt aber ebenso gegen Räudemilben und wird erfolgreich zur Behandlung wild lebender räudekranker Füchse eingesetzt. Ebenso wie Selamectin wird Bravecto auch von säugenden Füchsinnen und Welpen gut vertragen.
In Großbritannien setzt die National Fox Welfare Society (NFWS) mit angeblich großem Erfolg ein homöopathisches Medikament ein, das erkrankten Füchsen in Siedlungsgebieten über einen präparierten Köder - in diesem Fall Honigsandwiches - verabreicht wird. Nach Angaben der NFWS wirkt die Behandlung in 99 Prozent aller Fälle. Das Medikament kann bei der NFWS kostenlos bezogen werden; die Kontaktdaten sowie ausführliche weitere Informationen zur Räude finden sich auf der (englischsprachigen) MFWS Mange Site. Da die NFWS eine gemeinnützige und ausschließlich auf Spendenbasis operierende Organisation ist, ist eine angemessener Unkostenbeitrag aber sicherlich wünschenswert. Da die Wirksamkeit von Homöopathie bekanntermaßen nicht unumstritten ist, muss letztlich jeder selbst entscheiden, ob er die schulmedizinische oder die homöopathische Variante der Räudebehandlung bevorzugt.

Die Jagdverbände propagieren angesichts des Auftretens von Fuchsräude einmal mehr intensivere Fuchsbejagung als Allheilmittel zur Bekämpfung der Infektion. Ähnlich wie bei Tollwut und Fuchsbandwurm gibt es jedoch keinen Anhaltspunkt, warum noch erbarmungslosere Fuchsjagd die Ausbreitung der Räude eindämmen sollte - immerhin hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Reduktion der Fuchsdichte mit jagdlichen Mitteln nicht möglich ist. Zudem fördert die Bejagung Wanderbewegungen in Fuchspopulationen, wodurch die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erkrankung - ähnlich, wie es für die Tollwut und den Fuchsbandwurm nachgewiesen ist - eher steigen als sinken dürfte.
Da die Räude herdförmig auftritt und in einigen Gebieten deutlich schlechter Fuß fassen kann als in anderen Regionen, vermuten Epidemiologen übrigens, dass sich mancherorts weitestgehend gegen die Räude immune Fuchspopulationen herausbilden.


Literatur:
Constantin, E.-M. (2005): Epidemiologische Untersuchung zur Verbreitung der Räude beim Rotfuchs (Vulpes vulpes) in Baden-Württemberg. Dissertation, Berlin
Davidson, R.; Bornstein, S.; Handelanda, K. (2008): Long-term study of Sarcoptes scabiei infection in Norwegian red foxes (Vulpes vulpes) indicating host/parasite adaptation. Veterinary Parasitology, Vol. 267(3-4); Wandeler, P. et al. (2003): The city-fox phenomenon: genetic consequences of a recent colonization of urban habitat. Molecular Ecology 12, 647-656. Baker, P., Newman, T. & Harris, S. (2001): Bristol's foxes - 40 years of change. British Wildlife 12, 411-417. Newman, T.J., Baker, P.J. & Harris, S. (2002): Nutritional condition and survival of red foxes infected with sarcoptic mange. Canadian Journal of Zoology 80, 154-161.


Staupe -  Canine distemper        

Die Staupe ist eine der bedeutendsten Krankheiten bei Raubtieren und tritt weltweit auf. Leider gibt es wenige wissenschaftliche Studie über diese Erkrankung bei Wildtieren. Bis 2008 war die Staupe bei unseren einheimischen Wildtieren wie Fuchs, Dachs oder Steinmarder eine selten auftretende Krankheit. Seit dem Frühjahr 2009 breitet sich die Staupe jedoch von Osten her westwärts aus. 

Die Staupe wird vom Staupevirus (Canine distemper virus) übertragen. Die Übertragung von Tier zu Tier geschieht meist über die Luft oder durch den Kontakt mit entzündlichen Ausscheidungen. Damit eine Ansteckung erfolgt, braucht es den engen Kontakt zu einem infizierten Tier. Die typischen Symptome der Staupe sind schleimiger Nasen- und Augenausfluss, Husten, Fieber, Erbrechen, Durchfall und starker Gewichtsverlust. Auch Bewegungsstörungen treten auf. Die Staupeinfektion verläuft nicht zwingend tödlich. Häufig schwächt aber die Infektion das Tier, was es anfällig für weitere Krankheiten macht. 

Auf Menschen wird das Virus nicht übertragen. Auch Hauskatzen erkranken nicht. Bei Hunden besteht ein geringes Risiko, dass sie sich durch den Kontakt mit Wildtieren mit dem Virus anstecken. Die Symptome sind dieselben wie beim Fuchs. Eine nicht behandelte Staupe beim Hund verläuft tödlich.

  • Hunde regelmässig impfen!
MSD Tiergesundheit

 


Ein sehr sachlich geschriebener Artikel, wo es ebenfalls um Staupe und darum geht, wie wirksam das Töten dieser Füchse wäre, lesen Sie hier:








 
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